Israel, Liebe, Einwanderung, Tod, Krebs, Familie

Benny Berkowitz

Das Buch „Borschtsch-Suppe und andere Geschichten“ (2021) enthält zehn Geschichten, die im ersten COVID-19-Jahr geschrieben wurden. Es ist deshalb nicht weiter erstaunlich, dass dieser Virus auch in einige der Geschichten eingedrungen ist, aber es beschäftigt die Autorin wenig. Was sie interessiert, sind die sehr verschiedenen Lebenserfahrungen der Personen in ihren Geschichten, und wie ihre Gefühle ihre Entscheidungen beeinflussen. Die meisten Geschichten ereignen sich in Israel, vor allem in Tel-Aviv.

Sophie Rachlenko ist 1947 in Lemberg geboren, damals UdSSR. 1957, in Folge der Gomulka-Reform, zog die Familie nach Gleiwitz im polnischen Schlesien um, und 1960 nach Israel. Sie studierte französische Literatur, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte, und dies ist ihr achtes Buch. Im Oktober 2019 publizierten wir hier (https://www.re-levant.de/die-cousine-der-fechtmeister-und-die-ziege) eine Geschichte von ihr in deutscher Übersetzung.

Die langjährige Geschichte der Rachelle, aus Casablanca, und des Benny Berkowitz, aus Bukarest. von Sophie Rachlenko

Benny Berkowitz

von: Sophie Rachlenko

Übersetzung: Uri Shani

Nach mehr als fünfzig Jahren mit Rachelle (oder Rachel, wie ihr Name im Pass stand), wurde Benny Berkowitz mit 72 Jahren Witwer.

Benny und Rachelle kannten sich seit ihrer Jugend, als sie als Neueinwanderer im Durchgangslager von Pardess Katz wohnten. Die Asbest-Baracken der Sechziger Jahre, im Vergleich zu den Zelten der ersten Generationen und den Zelten der Durchgangslager in den fünfziger Jahren, galten schon als Luxus. Es gab fließendes Wasser und Badezimmer mit kleinen Duschen, worin Menschen mit Übergewicht wahrscheinlich keinen Platz gehabt hätten. Aber die meisten Neueinwanderer hatten noch keinen Kühlschrank, obschon es auch Strom gab, und um Lebensmittel aufzubewahren, die gekühlt werden mussten, gab es in jeder Baracke eine hässlich beige große Truhe. In das oberste Regal legte man einen Eisblock von drei oder vier Kilogrammen, der langsam schmolz, und das Wasser wurde mit einem Schlauch in einen Behälter im unteren Teil der genialen Erfindung geleitet. Man musste natürlich darauf achten, dass der Behälter nicht überfloss und ihn mehrmals am Tag leeren.

An jedem Morgen kam ein Verkäufer ins Durchgangslager, auf einem Wagen, der von einem Esel gezogen wurde und die lebenswichtige Ware verkaufte. Ein anderer Händler kam nur zweimal die Woche, auf einem Wagen, der von einem Pferd gezogen wurde, und verkaufte das Öl, das man für die Küche brauchte. Trotz der primitiven Einrichtung in den Küchenecken erfüllten die Küchen das Lager mit appetit-erregenden Gerüchen von allerlei Gerichten, die nicht nur an das Leben und die Tradition der Länder, aus denen die Einwanderer gekommen waren, erinnerten, sondern sie auch tatsächlich wiederbelebten. An Freitagabenden und an Festtagen vermischten sich Duftwolken von Gefillte Fisch mit denen von Chreime, und der Geruch von marokkanischem Kuskus mit dem süßlichen Aroma der rumänischen Mamaliga.  

Bennys Familie kam in das Durchganslager von Pardess Katz aus Bukarest und diejenige von Rachelle aus Casablanca. Die beiden Jugendlichen trafen sich in der Purim-Party in einer großen Baracke, im Vergleich zu den anderen, die sowohl als Synagoge als auch als Kulturzentrum für verschiedene Gelegenheiten diente. Rachelle, 15-einhalb-jährig, deren schwarze Augen glänzten und deren Lächeln für eine Reklame für Wunder machende Zahnpasta gepasst hätte, trug ein traditionelles marokkanisches Kleid mit einer reichen farbigen Stickerei. Der Schnitt des Kleides betonte ihre weibliche Figur in ihrer vollen Blüte und hob ihre vollen Brüste hervor. Ihr schwarzes, üppige Haar war mit einem roten Halstuch geschmückt, das sie über die Stirn schnürte, mit einem französischen Chique, der nicht nachzumachen war. Sie sah aus wie eine Figur aus der „jüdischen Hochzeit“, dem berühmten Gemälde von Eugene Delacroix.

Einige der Mädchen, deren Verkleidungen viel weniger imposant waren als die von Rachelle, starrten sie mit Blicken voller Bewunderung, gemischt mit Eifersucht, an, und den jungen Männern pochte das Herz. Die Schamhafteren gafften von weitem, die Mutigeren machten Klamauk, um sie, und bei dieser Gelegenheit auch die anderen Mädchen, zu imponieren.

Benny Berkowitz, der sportlich gebaut war und einen verschmitzten und ein wenig frechen Blick hatte, nahm sie sofort wahr. Auch sie blieb nicht gleichgültig, obschon er sich keine Mühe gegeben hatte mit seiner Verkleidung. Mit einer Baskenmütze und einem roten Halstuch sah er aus wie Gavroche aus „Die Elenden“ von Victor Hugo, nur  halt einige Jahre älter als der pittoreske Knabenheld des Romans. Sie liebte das Buch, das sie noch in Casablanca gelesen hatte. Zwischen den beiden bildete sich sofort Augenkontakt, und was die beiden danach zueinander brachte und besonderen Charme hinzufügte, war die gemeinsame Frankophilie, ihre Liebe der französischen Sprache und Literatur. Es war Rachelles Muttersprache, aber auch Benny, der aus Bukarest kam, das früher das „kleine Paris“ genannt wurde, lernte französisch als erste Fremdsprache schon in der vierten Klasse, und er liebte es, französisch zu sprechen, wenn es sich ergab.

„Bonjour! Je m’appelle Beni, et toi?“

Rachelle war verblüfft, und sogar fasziniert. Später sprachen sie hebräisch, mischten die beiden Sprachen und vergnügten sich am Sprachenspiel, was der Grundstein ihrer Beziehung wurde. Seit dieser Party waren sie Freunde. Von der Sprache, die sie beide liebten, gingen sie schnell zur Sprache der Liebe über, die keiner Wörter bedarf und die sie zusammen, ganz natürlich, lernten, neugierig und mit gegenseitiger Lust.

Rachelle war zwei Jahre jünger als Benny, und zwei Monate, bevor sie 18 Jahre alt wurde, stellte sie fest, dass sie schwanger war. Er drängte sie nicht abzutreiben, denn sie weckte nicht nur seine Lust, er liebte sie wirklich, und sie heirateten, noch bevor er seinen Militärdienst beendet hatte. Um sich wirtschaftlich zu festigen, machte Benny noch zwei Jahre lang weiter im Militär und erlernte inzwischen auch einen Beruf, als Kommunikationstechniker. Nach dem Militärdienst begann er, bei der nationalen Telefonfirma „Bezeq“ zu arbeiten. In den ersten drei Jahre ihrer Ehe wurden zwei Kinder geboren, und jetzt, mit seinen 72 Jahren, hatte Benny zehn Enkelkinder, eines von seinem Sohn, und neun von seiner Tochter, die religiös wurde. Von drei seiner Enkelkinder hatte er schon ein Dutzend Urenkel.

Dudu, Bennys Sohn, der im Gegensatz zu seiner Schwester Michal säkular blieb, emigrierte nach Deutschland vor etwa zehn Jahren, nachdem er sich von Ricki scheiden gelassen hatte. Er kam zur Beerdigung seiner Mutter aus Berlin, wo er mit Brigitte lebte, die keine Jüdin war, und mit der er in Berlin ein Restaurant betrieb, das „Achla“ hieß. Die „Schiwa“ nach Rachelles Tod war auch eine Gelegenheit, die Sippe wieder einmal zu vereinigen. Gut, „Vereinigung“ ist ein zu großes Wort für ein zeitbedingtes, trauriges und geladenes Zusammensein von Familienmitgliedern, die so verschieden waren, in ihren Anschauungen und ihren Lebensweisen. Und zum „Dreißigsten“ (dreißig Tage nach dem Todestag) kam dann nur noch die Tochter aus Bne Brak, und Dudu blieb in Berlin, denn Brigitte konnte den Laden nicht ohne ihn führen. Business is business…

Nachdem der Strom der Kondolenzbesuche versiegte, entleerte sich Bennys Wohnung in Ramat Gan, und sie sah plötzlich größer aus. Eigentlich war es ihm sogar lieber, dass seine religiöse Tochter mit ihren unzähligen Nachkommen, die ihm zwischen den Beiden herumkrochen, und die entfernten Verwandten, die den Besuch als ihre Pflicht empfanden, und Bekannte, nach denen er sich nicht besonders sehnte, ihn jetzt alleine ließen. Er hatte genug Erinnerungen mit Rachelle im Munde jedes, der es nötig hielt, widergekäut, er hatte genug in den Fotoalben hin- und zurückgeblättert, und genug Klischees von Mitleid gehört. Was für eine vorbildliche Hausfrau Rachelle doch gewesen war, trotz ihres vollen Pensums als Postbeamtin, wie fleißig und nett sie war, wie viel Anteilnahme und Liebe sie in ihre Kinder investierte. All diesen Komplimenten entnahm Benny eine Anspielung eines Vorwurfs gegen ihn, dass er ihr nicht genug im Haushalt geholfen habe und sich nicht genug um ihre Gesundheit gekümmert habe.

Als er schlussendlich mit sich selbst alleine blieb, atmete er erleichtert auf, trotz der Trauer. Während der Schiwa und den Tagen danach erinnerte er sich an manche Momente, Szenen, in denen er mit Rachelle nicht gerecht gehandelt hatte, sie verletzt hatte, obschon er sie wirklich geliebt hatte, und Schuldgefühle vermehrten sich. Sie erschien ihm in der Nacht in merkwürdigen Träumen, von denen er schweißtriefend und mit einem schrecklichen Gefühl der Beklemmung aufwachte, die auch während des Tages andauerte.

Alles im Haus erinnerte ihn an sie, die Tasse, aus der sie morgens gerne ihren Kaffee getrunken hatte, die Blumen und Gewürze, die sie auf dem Balkon gepflegt hatte, oder ihr Waschmantel, der noch immer im Badezimmer hing. Als die Putzfrau ihn zu den Kleidern hinzufügen wollte, die der „WIZO“-Organisation gespendet wurden, rügte sie Benny und verbat ihr es.

Er heiratete mit Rachelle sehr jung, er war noch nicht einmal 21 Jahre alt gewesen, und trotz der Liebe hatte er sie während der vielen Jahre ein paarmal betrogen. Er war zwar kein Don Juan, aber vor der Heirat hatte er keine Frauen gekannt, und er hatte das Bedürfnis verspürt, mit anderen Frauen sexuelle Erfahrungen zu haben. Sie erregten seine Neugier, und aufgrund seiner physischen Eigenschaften und seines Charmes hatte er nicht wenig Gelegenheiten dazu.

Er war nicht an einem ernsten Verhältnis mit keiner dieser Frauen interessiert, aber er widerstand der Verlockung nicht, und Rachelle hatte unter diesen Seitensprüngen sehr gelitten. Mit den Jahren hatte sie sie weniger beachtet, denn sie hatte verstanden, dass sie sein Verhalten nicht wird ändern können, und tröstete sich damit, dass er immer wieder zu ihr zurückkehrte.

Nachdem er in Pension gegangen war, erwartete Rachelle, dass er sich beruhigen würde, aber ihre Hoffnung wurde schnell enttäuscht. Genau zu dieser Zeit gab sich Benny Mühe, die fröhliche Witwe seines Cousins zu trösten, der gerade plötzlich gestorben war, und er verweilte bei ihr nicht wenig. Nach etwa zwei Monaten hörten die „Kondolenzbesuche“ bei der „Cousine“ auf, denn sie emigrierte in die Staaten, um in der Nähe ihrer einzigen Tochter und deren Kinder, ihrer Enkel, zu wohnen.

Als endlich das Hindernis für eine ruhige und harmonische Partnerschaft mit Benny entfernt war, erkrankte Rachelle. Sie nahm ab, und nach eingehenden Untersuchungen wurde ein Lungenkrebs entdeckt, dessen Ursprung vielleicht jene Asbestbaracken in ihrer Jugend waren. In den sechziger Jahren wusste man noch nicht, dass das billige Material eine Gefahr für die Bewohner der Durchgangslager enthielt. Auch Benny wohnte in so einer Baracke, aber er erkrankte nicht, vielleicht weil er wegen seines Militärdienstes weniger Jahre als Rachelle im Durchgangslager wohnte.

Einen Monat, nachdem die Krankheit bei Rachelle diagnostiziert wurde, wurde sie operiert, und dann kam die Chemo. Nicht nur ihr Leben, auch das von Benny änderte sich völlig. Er begleitete sie bei allen Krankenhausaufenthalten und Behandlungen und lebte mehr im Krankenhaus als zu Hause. In den ersten Tagen nach der Operation wich er nicht von ihrem Bett. Er vertraute nicht auf die Krankenschwester der Nachtschicht, auch nicht auf die Krankenschwester, die für die Abteilung verantwortlich war, und auch nicht auf Manpower-Unternehmen, die private Pflegepersonal liefern. Es war nicht die ungehörige Geldsumme, die er verabscheute, sondern die fehlende Professionalität, und was noch schlimmer ist, kein Gewissen. Nur einmal, als er sich selber nicht gut fühlte, heuerte er eine Betreuerin von einem der Unternehmen, die auf dem Anschlagbrett der Abteilung Werbung machten. Als er am nächsten Morgen wiederkam, früh morgens, erzählte ihm Rachelle, dass die private Krankenschwester mehr als die Hälfte der Zeit gar nicht an ihrem Bett gewesen war.

In den nächsten Tagen blieb Benny wieder bei Rachelle auch in der Nacht. Als sie eingeschlafen war, erlaubte er sich, ein wenig auf dem Sessel zu dösen, der während des Tages den Kranken diente, denen es ein wenig besser ging. Als die Krankenschwester ihn fragte, ob er denn keine Kinder habe, die mit ihm manchmal wechseln könnten, antwortete er, dass diese ihr eigenes Leben hätten und dass er sie nicht behelligen wolle.   

Er ging nach Hause nur, um zu duschen, Kleider zu wechseln und ein wenig auszuruhen. Wenn er die leere Wohnung betrat, überfiel ihn eine schreckliche Beklommenheit. Obschon die Ärzte nach der Operation optimistisch waren, war ihm klar, dass diese ganze schwierige Zeit nur ein Vorgeschmack dessen war, was er nicht wagte, beim Namen zu nennen, und was unausweichlich war. In den Tagen, in den es Rachelle ein wenig besser ging, erzählte er ihr Neuigkeiten über die Kinder und Enkel, über das Geschehen im Land und auf der Welt, las ihr Artikel aus der Zeitung vor, und hielt ihre Hand. Es gab nichts, was sie einander nicht gesagt hatten in dieser Handsprache. Die Krankenschwestern betrachteten diese bewegende Partnerschaft, und außer den Stunden der Arztvisite erlaubten sie ihm, entgegen den Regeln, so viel er wollte, mit Rachelle zu sein.

Die Krankenschwester, die kam, die Medikamente zu verabreichen, sagte einmal: „Rachel, Sie haben so einen wunderbaren Mann, wo haben Sie den nur gefunden? Ich wünschte, ich hätte so einen.“

Rachelle lächelte, und aus ihrem Auge kollerte eine Träne, die sie nicht zu verbergen vermochte. In diesen schwierigen Momenten hatte sie keine Gewalt über ihre Gefühle. Benny erinnerte sich oft an diese Träne, in den Tagen der Schiva, am Dreißigsten, und an den Tagen nach den „Jahrzeiten“, und sie wird ihn wahrscheinlich noch bis zu seinem Tod begleiten.

Im letzten halben Jahr ihres Lebens war Rachelle immer wieder im Krankenhaus, und wenn sie nach Hause zurückkehrte, musste Benny sich um ihre Pflege sorgen. Da die Hilfe der Krankenkasse nicht ausreichte, wandte er sich auch an einen privaten Arzt, und von dessen Klinik kam zweimal die Woche eine Krankenschwester und auch eine Physiotherapeutin. Durch die staatliche Hilfe wurde ihnen Elena, eine Pflegehilfe aus Moldawien, vermittelt, etwa fünfzig Jahre alt, voller Energie und gutem Willen, und sie half vor allem beim Waschen und Kochen.

Elena kam an die Beerdigung und besuchte Benny in den Tagen der Schiva, und kam auch noch nach dem „Dreißigsten“. Sie sprach mit ihm rumänisch, was Benny an sein Elternhaus und an seine Kindheit in Bukarest erinnerte. Eines Tages überraschte ihn Elena und kochte Mamaliga, seine Lieblingsmahlzeit, die seine Mutter gekocht hatte. Sie schaffte es nicht, Rachelle aus seinem Herzen zu entfernen, aber auch nachdem man sich für alle Ewigkeit von seinen Liebsten verabschieden muss, geht das Leben weiter, und der Weg von der Küche ins Schlafzimmer ist, wie bekannt, sehr kurz.

Die langjährige Geschichte der Rachelle, aus Casablanca, und des Benny Berkowitz, aus Bukarest. von Sophie Rachlenko

Uri Shani ist in der Schweiz geboren und lebt seit 35 Jahren in Israel. Er ist professioneller Übersetzer für Literatur aus dem Hebräischen ins Deutsche. Sein "Übersetzer-Credo" könnt ihr im Link nachlesen:

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Rosebud
Rosebud
3 Jahre

Sehr ruehrende und schoen geschriebene Geschichte! Vielleicht sollte man nicht unerwaehnt lassen, dass das Durchgangslager Pardes Katz sich dort befand, wo heute Bne Brak ist (religioese Stadt, bei Tel Aviv), wo die religioese Tochter lebt. Daneben (zwischen dem religioesen Bne Brak und dem saekularen Tel Aviv) ist Ramat Gan, wo spaeter der Witwer Benny lebt…

In anderen Worten spielt sich – wie so oft bei Belletristik – die Handlung in einem kleinen geografischen Raum ab, dafuer ist sie – im Gegensatz zu weltumspannenden Romanen – um so universeller und groesser…

Hartmut Zeitel
Hartmut Zeitel
3 Jahre

Die Kurzgeschichte „Benny Berkowitz “ von Sophie Rachlenko, schildert die Liebe und die Trauer des Benny Berkowitz, der das gemeinsame Leben mit seiner Frau Rachel in der Erinnerung noch einmal vor sich vorbeiziehen lässt. Dabei erfahren wir, wie sich beide in den sechziger Jahren in einem Durchgangslager in Asbest verseuchten Baracken kennen – und lieben lernen. Eindrucksvoll wird geschildert, welche verschiedenen kulturellen und sogar kulinarischen Einflüsse die Neueinwanderer nach dem zweiten Weltkrieg in das Land Israel mitbrachten. Bezug genommen wird auch auf die Frankophilie der beiden, ein durchaus autobiografischer Bezug des Textes, denn diese Frankophilie zieht sich auch bei Sophie Rachlenko der Autorin durch ihr gesamtes künstlerisches und literarisches Schaffen. Das Liebesleben von Benny und Rachel ist geprägt von Liebe und Leidenschaft, wobei Benny davon so viel hat, dass es auch noch für zahlreiche andere Liebschaften reicht. Als Rachel an Lungenkrebs erkrankt kümmert sich Benny aufopfernd um seine todkranke Frau, doch nach dem Tod seiner Frau kann er nicht umhin, den Weg mit einer der letzten Krankenpflegerinnen seiner Frau ins Schlafzimmer zu finden. Auf der einen Seite ist er von Liebe und Trauer, aber auch von schlechtem Gewissen erfüllt, auf der anderen Seite erliegt er aber wie eh und je seinen Trieben. Eine Kurzgeschichte, die mich sehr ansprach, sie spiegelt die kulturelle Vielseitigkeit Israels und seiner Menschen wieder, den Gegensatz von praller Lebensfreude und Traurigkeit und Melancholie . Für mich war es ein fast sinnliches Erlebnis den Text zu lesen. So wie die Autorin frankophil ist, bin ich der Leser israelophil !

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