Imad Agbariye, Palästinenser, ist ein aufsteigender Stern bei Al-Kayida, und befehligt das Trainingslager der Organisation in Hadramaut im Jemen. Er hat eine satanische Terrormethode entwickelt: Die Selbstmordattentäter werden operiert, der Sprengstoff wird ihnen implantiert, und so kommen sie leicht durch jede Sicherheitskontrolle. Mit dieser Methode hat er schon Attentate in Frankreich, Belgien und in Deutschland organisiert, und er plant, die Al-Aksa-Moschee in die Luft zu sprengen, mit Attentätern, die als religiöse Juden verkleidet sein sollen, so dass er die Schuld den Juden in die Schuhe schieben und die Welt in einen Weltkrieg reißen kann.
Awner Ehrlich vom Mossad ist beauftragt, Agbariye zu erledigen. Er rekrutiert Dr. Anna Stroop, die Enkelin von SS-Offizier Jürgen Stroop, der das Warschauer Ghetto liquidierte. Sie schleicht sich in Agbariyes Trainingslager ein und verwickelt ihn in einen leidenschaftlichen Roman. Inzwischen erhält Ehrlich die Information, dass ein großer Lastwagen, voll mit flüssigem Explosionsmaterial in den Libanon, nahe der Grenze mit Israel, geschleust wurde. Im folgenden Auszug aus Kapitel 44 überqueren Awner Ehrlich und sein Freund Ami Kahanow vom Geheimdienst die libanesische Grenze, mit dem Ziel, den Lastwagen zu stoppen, bevor er in Israel explodiert, und sie fallen in die Hände der Hisballa.
‚Die Wurst‘ ist einer der Hisballa-Kämpfer, klein und dick, und deshalb nennt ihn Awner „Wurst“. Froike ist Awners Vorgesetzter und Mentor, und auch ein wenig Vaterersatz.
Pini Elasari ist 1949 in Yafa geboren, studierte Film in London und arbeitete viele Jahre für das israelische Fernsehen. Danach gründete er eine Gesellschaft für Finanzberatung und war in den Jahren 1983-1985 wirtschaftlicher Berater des damaligen Premierministers Shimon Peres. 2017 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und begann zu schreiben. „Die Gefahr von innen“ erschien 2019 als zweites Buch mit Awner Ehrlich als Hauptfigur.
Die Gefahr von innen
Von Pini Elasari
Übersetzung: Uri Shani
44.
Ami wurde auf den Vordersitz des Ford Transit geschoben, der zuerst fuhr, zusammen mit „der Wurst“. Mich warfen sie in eine Kühltruhe des Isuzu-Lastwagens. Ich lag jetzt gefesselt auf einem Haufen grüner Holzkisten voller RPG-Raketen, die mit dünnen Metallstreifen aneinandergebunden waren. Ich fragte mich, ob das eine Ladung war, die sie von Viktor gekauft hatten, und begann, meinen nächsten Schritt zu planen. Das winzige Funkgerät, das Amis Techniker vorbereitet hatte, war bei mir, und zu meinem Glück hatte ich es noch nicht betätigt. Aber das größere Glück war, dass sie mir meine Blundstones nicht abgenommen hatten. Im linken Stiefel war eine kleine lederne Tasche, worin ein winziges stählernes Messer versteckt war, ein Geschenk von Eran, der mir damals schrieb: „Jeder Organisationsberater braucht ein Briefmesser.“
Ich schätzte, dass ich fünf bis sechs Minuten hatte, nicht mehr. Ich zog die Knie an meinen Bauch, so hoch ich konnte. Aus einer dummen Überlegung heraus wollte ich das Messer mit meinen Zähnen aus dem Stiefel ziehen. Das schaffte ich natürlich nicht. Ich schob meine beiden aneinandergefesselten Hände in Richtung Stiefel. Nach vier vergeblichen Versuchen schaffte ich es, das Messer aus der versteckten Tasche zu ziehen und hielt es jetzt mit meinen beiden kleinen Fingern fest. Jetzt musste ich das winzige, zusammengeklappte Messer in die Mitte der Handfläche bringen, und dann die Klinge aus dem „Schlüssel“ ziehen.
Als ich noch dabei war, fuhr der dumme Fahrer über eine Schwelle, und das Messer fiel hinunter. Ich legte mich hin, fand es, hielt es fest, und zog die Klinge mit den Zähnen hinaus. Die Plastikfessel zu zerschneiden war dann kein Problem mehr. Mein erster Gedanke war: mit Froike Kontakt aufnehmen. Der zweite Gedanke war: Bis die israelische Rettungseinheit kommt, sind wir schon verschwunden.
Bereitet uns das Schicksal das gleiche Ende wie Ron Arad? Ich war plötzlich erschüttert. Ich konnte das letzte Bild, das die Welt von ihm sah, mit Bart und verwahrlost, nicht vergessen. Den Gedanken, mit Ami Kontakt aufzunehmen und uns auf diese Art aufzudecken, verwarf ich. Ich werde kein Ron Arad sein. Der Metallstreifen, der die grüne Kiste zuband, war dünn und scharfkantig. Ich wickelte meine Hand in mein Hemd ein, legte all mein Gewicht darauf und drückte ihn beiseite.
Das war der springende Punkt.
Ich zog einen Granatwerfer aus der Kiste und schob die Munition hinein. Nach kurzer Überlegung nahm ich noch fünf Granatwerfer, bestückte sie mit Munition, legte sie neben mir und wartete. Wenn ich die Tür jetzt aufsprenge, bringe ich Ami in Gefahr. Ich versuchte Foike etwas zuzuflüstern, aber die isolierten Wände der Kühltruhe im Lastwagen verhinderten den Kontakt. Nach wenigen Minuten hielten die Fahrzeuge, und ich hörte Schritte, die sich näherten. Ich hielt den Granatwerfer fest und versuchte mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal mit so einem Ding geschossen hatte.
Das Schloss der Tür drehte sich, der junge Bewaffnete öffnete die Lastwagentür und riss den Mund erstaunt auf, als er verstand, dass er vor der Mündung eines Granatwerfers stand und dass eine Rakete genau auf sein Gesicht gerichtet war.
„Wenn du schweigst, bleibst du am Leben“, flüsterte ich.
Er reagierte nicht.
Ich hob die Schulter und näherte die Mündung noch mehr seinem Gesicht. „Wenn du schweigst, bleibst du am Leben“, widerholte ich.
Der Bursche nickte mit aufgerissenen Augen.
„Gib mir dein Gewehr und steig ein.“
Der Bursche reichte mir seine gekürzte Kalaschnikow und dann seine Hand. Ich fasste ihn beim Ellbogen und beim Handgelenk und schleuderte ihn mit einer halben Drehung hinein, sodass sein Kopf an der Wand des Lastwagens aufschlug. Der Bursch sackte ohne Laut zusammen. Ich fühlte seinen Puls, aber konnte nicht eindeutig seinen Zustand feststellen. Es war mir klar, dass das nicht die richtige Zeit war, um Geiseln zu nehmen. Ami war in ihren Händen, und es schien, dass sich die Chance, den explosiven Lastwagen zu stoppen, immer mehr von mir entfernte, so hatte ich keine Zeit, um etwas zu suchen, womit ich ihn festbinden konnte. Deshalb brach ich ihm zur Sicherheit das Genick. Ich hielt mich an das Wort von „Colonel“ Misrachi. So etwas wie: „Kein Zweifel, es ist schwierig, die Bürde des Todes des Feindes zu tragen, im Nahkampf. Aber glaubts mir, es ist wesentlich schwieriger, wenn ihr auf der anderen Seite seid.“
Ich glitt vom Lastwagen, mit vier schussbereiten Granatwerfern und dem gekürzten Kalasch des Verflossenen. Ich musste schnell handeln, bevor sie ihn suchen würden. Froike zu benachrichtigen und zu warten, bis sie uns retten würden – das kam nicht in Frage. Ich musste zuerst die Lage unter Kontrolle bringen.
Ich kroch unter den Lastwagen und schaute aus. „Die Wurst“ stand neben dem entfernten Ford Transit, rauchte eine Zigarette und hielt in der Hand das rosarote Handy von Abu-Sseif. Der zweite Bewaffnete stand am Ford Transit angelehnt, und die Mündung seiner Pistole war auf das Genick von Ami gerichtet. Jedes Programm, das wusste ich, würde am Ende zu Amis Tod führen.
„Die Wurst“ begann, besorgte Blicke in Richtung Lastwagen zu werfen. Ich versuchte, die Entfernung, die ich kriechend unter den beiden Fahrzeugen durchqueren musste, um zu einer direkten Schusslinie zu kommen, abzuschätzen – es war zu weit. Ich überlegte, ob es möglich war, in den Lastwagen zu schleichen, den Fahrer still zu töten, und dann den Ford Transit fahrend zu stürmen. Jede Alternative, die ich mir überlegte, ließ einem der beiden genug Zeit, um Ami zu töten. Wenn ich den jungen Bewaffneten tötete, würde „die Wurst“ Ami töten, aber wenn ich „die Wurst“ verletzte und nicht tötete, würde der junge zuerst schauen, was mit seinem Kommandanten geschehen ist. Das war wahrscheinlich die beste Option, die ich hatte.
Ich änderte meine Position und drehte einen der Granatwerfer so um, dass der Abzug oben war. So konnte ich schießen, aber nicht zielen. Ich drehte den Granatwerfer noch ein bisschen, sodass der Abzug im Winkel von 45 Grad stand, und auch das Visier. Jetzt war die Mündung genau auf die Beine der „Wurst“ gerichtet, der dem Verflossenen im Lastwagen zurief, er solle doch schon kommen. Die Entfernung war etwa siebzig Meter, die Geschwindigkeit des Raketenwerfers etwa hundert vierzig oder hundert fünfzig Meter pro Sekunde, sie hätten keine Zeit zum Reagieren.
Es war Zeit, es zu tun. Ich schoss den merkwürdigsten Schuss meines Lebens. Die Rakete schürfte den Boden, Sand stieb in die Luft, und nahm das rechte Bein der „Wurst“ mit sich, der mit schrecklichem Geschrei zu Boden fiel. Der junge Bewaffnete stieß Ami von sich und rannte, genau wie ich geplant hatte, zu seinem Boss. Die beiden nächsten Raketen schoss ich schon kniend, und die Welt verlor noch zwei Rechtschaffene. Ich beeilte mich, Ami von seinen Fesseln zu befreien, er schaute sich verblüfft um, und als er verstand, was geschehen war, lüftete er einen imaginären Hut und machte einen übertriebenen theatralischen Knicks.
Spannend! Und auch super uebersetzt!
Frage an den Uebersetzer: wie kamst du von „Ozma we-sa’am“ (Intensitaet und Wut) auf „die Gefahr von innen“? Oder war das kreative Lizens, denn es beschreibt sowohl der modus operandi der spezifischen Terroristen im Buch als auch die Infiltrierung durch Spione?