Israel, Schule, israelische Literatur

Pferdefuss

Das Drama in diesem Roman spielt sich in einer besonders stürmischen und extremen Woche ab, die mit dem Konflikt zwischen einer Lehrerin, Ofra, und einer ihrer Schülerinnen, Rotem Davidi, der Tochter eines Lokalpolitikers, beginnt. In Rotem sind zwei beste Freunde verliebt: Gal und Alon, und Rotem spielt die beiden gegeneinander aus, und wählt dann Alon. Die Ich-Person im folgenden Abschnitt ist Gal. Die Sprache von Gal, mit gebrochenem Herzen, ist sehr rau. Das Kapitel befindet sich etwa in der Mitte des Buches.

Pferdefuß

von Alma Weich-Choschen

Übersetzung: Uri Shani

Ich schreibe und lösche und schreibe wieder.

Ofra die fotze wichst masturbiert.

Geschieht ihr recht, dumme kuh schikanierende lehrerin. Sie soll lernen wie man sich benimmt. Die tür meines zimmers ist abgeriegelt. Ich sitze allein und will so mega unbedingt etwas das keinen namen hat. Meine tippenden finger und mein verklemmter körper, alles wird aus einem roten etwas angetrieben das keinen namen hat, und auch mein verstand, das gehirn, strömt in einem elektrischen fluss der in meinen adern pulsiert. Ein unheimlicher lärm erstickt meinen herzschlag, wie ein motor eines boeing.

Von meinem sitz hier vor dem computer werde ich ihr beibringen wie man sich benimmt. Ihr. Und allen. Ich werde es rotem beibringen, und alon, und ich werde es ofra beibringen. Dumme kuh diese lehrerin kann ihren schülern nicht sagen was sie gerade will. Sie ist nicht gott. Sie ist nur eine dicke und frustrierte frau, rastet aus gegen die schwachen und erniedrigt sie. Sie soll selber spüren was sie anderen antut. Es wird ihr bestimmt nicht angenehm sein zu lesen dass mit arabern fickt. In wahrheit fickt sie nicht mit arabern denn niemand will sie ficken. Aber es ist erniedrigend und das ist das ziel. Ich habe ein ziel. Sie soll lernen dass sie nicht mehr wert ist als ihre schüler, sie soll uns respektieren und nicht erniedrigen. Ich bin jetzt in der rolle von gott. So wie er in einer kleinen kabine dort oben sitzt und die welt regiert, so ich. Ich habe ein abgeriegeltes zimmer in das man nicht reinkann und ich habe ein dach von dem ich die welt sehen kann und bestrafen. So wie er die welt in sieben tagen erschaffen hat so zerstöre ich.

Und ich glaube nicht wirklich an gott. Ich bin sogar sicher dass er nicht existiert. Darin bin ich eher von papa beeinflusst als von mama die in die synagoge geht und versucht mich zu überzeugen mitzukommen. Sie weiss dass sie keine chance mit papa hat. Er hasst die religiösen und sagt dass gott nicht mehr als eine gelungene erfindung ist, wie McDonalds.

Mama war ganz aus dem häuschen wegen dem gerangel mit alon, sie wollte einen arzt bringen der mich untersuchen sollte und wollte polizei in die schule schicken die ermitteln sollte wie es möglich war dass eine lehrerin an ort und stelle war und trotzdem kam ich mit einem so grässlich beschädigten kopf nach hause. Die meiste zeit wird sie von papa beruhigt. Er klopft an die tür und ich sage dass der kopf mir immer noch weh tut. Nicht zu schlimm damit er sich keine sorgen macht. Er lächelt dort auf der andern seite der tür. Ich höre sein lächeln wenn er sagt, „ist schon gut, galgal, ruh dich aus. Du hast es verdient.“ Das ist weil er sehr zufrieden ist dass ich so ein megagenie in mathe und computer bin die ja seine bereiche sind, und jetzt auch weil ich mich prügle, nicht wie er als er ein schulkind war. Darum erlaubt er mir dass ich nicht in die schule gehe, schon zwei tage. Aber auch wenn er es nicht erlaubt hätte wäre ich nicht gegangen. Mein gesicht ist die ganze zeit rot und man sieht mir an dass ich will, ich will was ich nicht erledigen konnte, alon in stücke hauen, anfassen und zerren und demontieren und zerfetzen. Ich will die haut der schönen rotem berühren, ich will dass sie mir gehört.  

Ich ändere nochmals das passwort und schreibe jetzt über die lehererin ofra die den palästinensern einen blasen will. was ich will schreibe ich. alon und seine freundin können mir den buckel runterrutschen. Beide zusammen. Er und rotem. Auch wenn sie zu mir an die tür kommen, auch wenn sie eine kiste karlsberg schicken, wie wir sie bei alon zuhause getrunken haben, auch wenn sie flennen und wimmern und jaulen und mir die füsse küssen, auch wenn die dort im lehrerzimmer denken dass es sie war die gegen ofra geschrieben hat, auch wenn sie sie suspendieren wie sie es mit mir und alon gemacht haben, auch wenn sie sie in ein puffhaus nach gaza schicken, auch wenn sie überfahren wird, verstickt, verbrennt, auch wenn eine baggerschaufel auf sie fällt.

Jetzt denke ich, ist eigentlich logisch dass sie das denken. Wer könnte schon so eine lehrerin schlecht machen wenn nicht rotem, die ofra erniedrigt sie ja. Eigentlich logisch dass sie es ihr zurückzahlt. Ich bin zufrieden, passt mir gut innen kram. Ich suche nach anderen dingen, die ich schreiben kann. Reagiere auf mich selbst mit einem anderen passwort. Genial. Ein ganzes gespräch spielt sich ab in dem forum über die wichsende ofra, und nur rotem wird beschuldigt werden. Ich ziehe die fäden, alle um mich herum sind puppen, marionetten. Wie in dem stück der lehrerin der dummen kuh.

Der kopf tut mir weh, hämmert wie pressbohrer. Ich weiss wo das advil ist, sie müssen nur endlich aus dem haus gehen damit ich ohne hindernisse durchkomme und ohne dass mir jemand ins zimmer folgt. Kein zutritt zum kleinen zimmer gottes. 

von Alma Weich-Choschen. Gal und Alon sind in Rotem verliebt. Das Drama, das sich in einer israelischen Schule abspielt, wird ein schreckliches Ende nehmen.
Alma Weich-Choschen

Uri Shani ist in der Schweiz geboren und lebt seit 35 Jahren in Israel. Er ist professioneller Übersetzer für Literatur aus dem Hebräischen ins Deutsche. Sein "Übersetzer-Credo" könnt ihr im Link nachlesen:

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