Lektorat: Lena Blank
Letzte Woche haben wir in unserer neuen Fotoserie, Aufnahmen von einer der Demos, gezeigt. Diese Woche stellen wir euch eine weitere Aufnahmen vor in diesem Zusammenhang vor. Die Proteste sind in Israel in letzter Zeit zum Hauptthema geworden (neben Corona wohlgemerkt).
Kontext zum Bild von Dan Lazar
In letzter Zeit gibt es in ganz Israel viele Demonstrationen, die gegen die Regierung angehen: Zum Einen geht es um Korruptionsvorwürfe und die Tatsache, dass der Premierminister Benjamin Netanyahu wegen Verbrechen angeklagt ist. Zum anderen prangern die Demonstranten an, dass die Regierung, das Land und die Leute seit Beginn der Coronakrise schlecht führt und medizinisch sowie wirtschaftlich vernachlässigt. Ungefähr eine Million Israelis sind arbeitslos (über 20% der Erwerbsbevölkerung) und es ist unklar, wann sich diese Situation ändert.
Demonstrieren während einer Pandemie
Es wird viel diskutiert, ob die Demos gerechtfertigt sind und ob es überhaupt sinnvoll ist, in einer solchen Zeit zu demonstrieren. Die Demonstrationen gelten als Brutstätte weiterer Infektionen und werden als gefährlich empfunden. Es ist schon zur Routine geworden, dass die Polizei bei den Demos prüft, ob die Leute Masken tragen und wer keine trägt, erhält eine Geldstrafe.
Auf dem oben abgebildeten Foto konnte ich den anonymen Demonstranten mit Maske ablichten, der über sein Handy mit Demonstranten aus der ganzen Welt verbunden war.
Im Hintergrund ist das Schild mit der Aufschrift: „Ich werde nicht schweigen, weil mein Land sein Gesicht geändert hat.“, zu sehen. Diese Konstellation, die auf dem Foto zu sehen ist, die Maske und der schriftliche Protest, spiegelt im Grunde den Geist dieser Demonstrationen wider: Zum einen geht es um den Wunsch herauszustehen und zum anderen geht es um die Sorge, die um das israelische Volk und den Staat bestellt ist.
Auswirkungen der Proteste
Es ist noch unklar, was für Auswirkungen diese Demonstrationen mit sich ziehen werden. tausende Menschen demonstrieren regelmäßig, fast täglich. Die Demos finden oft auf großen Plätzen und in Parkanlagen in Jerusalem und Tel Aviv, sowie auf den Brücken über die Hauptstraßen statt. Jeden Samstag demonstrieren dutzende von Menschen auf etwa 250 Brücken und Kreuzungen im ganzen Land, und niemand kann bis zu diesem Zeitpunkt sagen, ob diese Bewegung historisch und einflussreich oder vorübergehend und bedeutungslos sein wird..
Wir werden die Situation weiterhin verfolgen und dokumentieren.
Über den Fotografen Dan Lazar
Dan Lazar, 42, aus Herzliya: Ein Fotograf der hauptsächlich Menschen im Visier hat. Er reist seit etwa einem Jahrzehnt durch die israelische Gesellschaft, dokumentiert sie von Nord bis Süd und bemüht sich, alle Kulturen und Gemeinschaften hier kennenzulernen: Juden, Araber und Christen, Säkulare und Religiöse und all die Vielfalt, die es gibt. Mit seiner Kunst strebt er danach, Platz für alle zu schaffen, unabhängig von Religion, Ethnie oder Geschlecht. Er hofft, dass er Israel in all seinen Farben und seiner Komplexität so präsentieren kann, wie es ist.
Man kann noch hinzufuegen, dass der Text auf dem Schild vom Lied „Ein li Eretz acheret“ (ich habe kein anderes Land) stammt, und die Gesichtsnaske die von Guy Fawkes (v.a. durch „V for Vendetta“ bekannt) ist.
Ach, das war mir nicht bewusst, dass das Schild mit dem schönen Lied verbunden ist. Danke Rosebud!