Biografisches
Beide Eltern sind aus Wien – mein Vater vom 2. Bezirk („Mazze-Gürtel“), meine Mutter vom 8. Beide waren grosse Zionisten: Während meine Mutter nach ihrer Auswanderung in das damalige Britische Mandatsgebiet Palästina (1938) zu Beginn des Zweiten Weltkrieges bei der „Augusta Viktoria“ in Jerusalem lernte, Krankenschwester zu sein, war mein Vater, der im Hebräischen Gymnasium von Wien sein Abitur gemacht hatte, in der Britischen Armee (1941). Nebenbei ist die jüdische Krankenschwester meines Buches „Templer, Liebe und Krieg in Jerusalem“ von meine Mutter inspiriert.
מציון תצא תורה
Denn von Zion wird die Weisung ausgehen (Issaia 2:3)
Ich wurde 1950 in Jaffa geboren, wuchs aber in Zahala (Tel Aviv auf). Meine „Weltreise“ nach der Armee dauerte genau eine Woche – wir schrieben das Jahr 1973, und der Jom-Kippur-Krieg war gerade ausgebrochen.
Den Rest kann man im Internet lesen: Mossadagent, Journalist für Maariw und den „Stern“, Autor von 10 Büchern – 3 davon Bestsellers – und vor allem: Troublemaker.
Was kann man denn nicht über dich im Internet finden?
Einiges: so war ich der Babysitter von (ehemaligen Premierminister) Ariel Sharon. Auch von meinem BA in China-Studien wissen die wenigsten. Und zwar denken die meisten, dass die Arbeit als Mossad Agent so wie bei „James Bond“ ist – und es stimmt! – was aber die wenigsten wissen: ich erinnere mich an fast nichts. Die Arbeit dort ist so intensiv, dass man alle Details danach sofort vergisst…
Warum hast du dich hier fotografieren lassen?
Sarona ist ein historischer Ort, der seinesgleichen sucht: Da ist natürlich die Geschichte der Templer, die ich auch in meinem Buch thematisiert habe. Gleichzeitig war dort das erste Hauptquartier des Mossads. Und Flugzeuge für den Unabhängigkeitskrieg wurden hier versteckt…
Was war die einprägendste Erfahrung deines Lebens?
Wie gesagt, erinnere ich mich an die meisten Mossadoperationen nicht. Jedoch gibt es da eine Ausnahme: die erste Rettungsaktion äthiopischer Juden in Sudan, wo wir in den späten 1970er Jahren einen Kurort als Verschleierung gründeten (der uns Probleme machte, weil er profitabel war, aber das ist eine andere Geschichte). Von dieser Aktion erinnere ich mich an jedes Detail!
Und der Grund ist, dass wir wortwörtlich die Geschichte veränderten: welches Land der Welt hätte in einem fremden und feindseligen Land am anderen Ende der Welt Mitglieder seines Volkes gerettet? Und das nicht durch humanitäre Organisationen, sondern durch den Geheimdienst? Keines! Auch ich, weniger idealistisch als meine Eltern – eher zynisch-zionistisch – ziehe den Hut vor den Staat Israel für die Rettung der äthiopischen Juden. Als einer der äthiopischen Kinder mich in Israel ein paar Jahre später wiedererkannte und sagte „ich erinnere mich an dich vom roten Lastwagen im Wadi“ – da kamen selbst mir die Tränen.
Schlusswort?
Pessimist zu sein ist einfach – Pessimisten behalten immer recht. Ich aber bin Optimist. Denn wen jemand mir 1973 (Jom Kippur-Krieg) gesagt hätte, dass ich nur 5 Jahre später nicht mit einem Kampfflugzeug, sondern mit einem Passagierflugzeug von El-Al nach Kairo fahren würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber genau das passierte!
In den Worten eines arabischen Sprichworts: Die Freundschaft ehemaliger Feinde ist süßer als Halva…“
Gad Shimron ist israelischer Schriftsteller, Journalist und ehemaliger Mossadagent. Er arbeitet derzeit an ein Buch über Ulrich Schnaft, ein ehemaliger Waffen-SS-Mann, der unter falscher Identität als Jude Karriere in der israelischen Armee machte.
Einen Ausschnitt des Gesprächs mit Gad Shimron kann man hier bald anhören