Deutschland, Spionage, Antisemitismus, Israel, Dilpomatie,

Mann ohne Schatten

“ ‚Mann ohne Schatten‘ (Kinneret Zmora-Bitan Dvir, 2007) ist ein komplexer, intelligenter lusterregender, spannender und überraschender Spionageroman. Yossi Avni-Levy beschreibt nicht nur die Handlung, sondern geht auch in die seelische Tiefe. Der Roman handelt von Jonathan, einem israelischen Diplomaten in Deutschland, der an einem Abend, nachdem er es mit proarabischem Publikum aufnehmen muss, einen ehemaligen Stasispion trifft, der ihm im Verlauf des Romans auf verschlüsselten Wegen, schriftlich und audiell aufgenommen, seine Geschichte erzählt.“ (Doron Koren, ynet)

Yossi Avni Levy, 1962 geboren, Sohn von Eltern aus dem Iran und aus Afghanistan, war israelischer Botschafter in Bonn, Berlin, Belgrad und Warschau. 

„An einem wunderschönen Abend traf ich in Berlin einen gutaussehenden blonden Athleten namens Sebastian, der mich in ein tiefes emotionelles und intellektuelles Abenteuer hineinzog. Wie in einem Krimi führte mich Sebastian in eine Welt, die ich nicht gekannt hatte, erzählte mir, wie er in seiner Jugend in seiner sächsischen Kleinstadt von der Stasi rekrutiert wurde, wie er vom KGB für eine dramatische Spionagemission gegen einen NATO-Offizier nach Bruxelles geschickt wurde und dass er eine Schwäche für Edel-Prostituierte hatte.

Wir waren zwei grundverschiedene Menschen, Sebastian und ich, aber seine Offenheit und seine Sehnsucht zogen mich in seine Geschichte und zu ihm hin. Seine wahre Geschichte ist die Grundlage für den fiktiven Roman ‚Mann ohne Schatten‘.“

Jonathan ist ein israelischer Diplomat in Deutschland. Auszug aus einem Spionageroman von Yossi Avni Levy.

Mann ohne Schatten

von Yossi Avni Levy

Übersetzung: Uri Shani

„Ich habe es gut hier, und ich bin glücklich.“ Dies flüsterte der Mann sich selber zu, in den Nächten, um einzuschlafen. Außerhalb des Fensters seines Schlafzimmers neigten sich entzückende Berliner Sommernächte zum Ende. Kaffeehäuser öffneten sich wie farbenfrohe Menschenfächer zum Savignyplatz und zum Olivaer Platz und zum Platz vor der Ludwigskirche und waren mit Leben und Schönheit erfüllt. Kerzen standen in der süßen Luft wie stolze Zinnsoldaten, und gepflegte Frauen betrachteten die brennenden Kerzen, versüßten ihren Blick, bis er sich in rotem Wein in den Kelchen und dem langsam dahinblätternden Abend badete. Menschen sprachen gemächlich über den vergangenen Tag und über morgen, nur über gestern sprachen sie nicht. Gestern existierte nicht.

Er wohnte in jenen Tagen in einer wunderschönen, mit Licht erfüllten Dachwohnung, in einem mit kleinen Tourellen und Holzverkleidungen geschmückten Gebäude im Herzen von Charlottenburg. Nichts ähnelte dem Viertel, das er hinter sich gelassen hatte, den kargen Feldern der Sharon-Ebene, den Faulenzern, die auf den eisernen Geländern an der Hauptstraße der Kleinstadt, wo er aufgewachsen war, und der Spucke von Oma Nana. Eine europäische Stadt polierte die Fingernägel ihrer Schönheit durch blumengefüllte Balkone, in Gelassenheit geschnitzte Gesimse und schwermütige gotische Engelsstatuen.

Von seinem Vater hatte er die Aufmüpfigkeit und die Hartnäckigkeit geerbt. Von seiner Mutter die Empfindsamkeit, das Zögern und die anmutige Neigung zu leichter Hysterie. Sein Terminkalender war vollgestopft mit Verabredungen, Reisen und Vorträgen – aber zugleich auch völlig leer. Sein Leben versteckte sich ein paar Zentimeter unter der Hülle, die es bedeckte.

Einmal am Tag, immer zur gleichen Zeit, schlug er mit der Faust an die Wand und schrie: Genug! Ich kann nicht mehr. Morgen beginne ich ein ganz neues, anderes Leben. Die Menschen werden mich nicht wiedererkennen. Sie werden sagen, nein, das ist er nicht! Schaut mal, das ist ein ganz anderer Mann!

Dann spülte er das Wasser im Klo, wusch sich die Hände, hob die Zeitung vom Erdboden, stöhnte vor Verlangen, wie es kein süßeres gibt, und ging hinaus.

***

Er ging einmal zum Arzt. Der Arzt hörte sich mit seinem Stethoskop seinen Atem an und nickte.

„Worunter leide ich?“ fragte er den Arzt besorgt.

„Unter Sehnsucht“, sagte der Arzt. „Schwere Sehnsucht.“

„Wie schwer?“ Er hielt den Atem an.

Der Arzt zuckte mit den Schultern und putzte die Gläser seiner Brille. „Es tut mir wirklich leid. Das ist eine Sehnsucht von der ganz üblen Sorte. Eine, für die es keine Medizin gibt“, sagte er und seufzte mitleidig.

„Sagen sie es mir.“ Es schnürte ihm die Kehle zu. „Ich bin stark. Ich will es wissen.“

Der Arzt legte eine Hand auf seine Schulter. „Sie leiden unter Sehnsucht nach etwas, das nie da war.“

Und wenn die Einsamkeit mit ihren durchsichtigen gläsernen Zähnen an ihm nagte, nahm er ein hebräisches Buch – es gab nichts, was die Aufmerksamkeit der Umgebung mehr erwecken könnte – und ging in die „Witwe“.

Die „Witwe“ war eine kleine, melancholische Kneipe, weich pastell-grün bemalt, hinter dem Wittenbergplatz. Kleine Engel aus Keramik hingen an Fäden. Ein junger und traurig aus der Wäsche blickender Schankkellner begrüßte ihn jeweils mit einem scheuen Nicken und wandte seinen Blick wieder auf die leere Wand gegenüber. Eines Tages verschwand der junge Mann, die Kneipe wurde pfirsichrot und aprikosengelb neu bestrichen, und der Geruch von Honigkuchen und Zimtgebäck erfüllte die Luft. An Stelle des traurigen Schankkellners kam ein dicker, lustiger Mann, dessen wilder Bart ihn an einen Opernsänger erinnerte. „Was ist denn das?“ Der Kellner neigte sich zum Buch. „Sowas werde ich im Leben nicht lesen können“, sagte er in einem fremden Akzent, europäisch, aber schwierig zu definieren.

„Hebräisch“, sagte er, und seine Brust füllte sich mit Stolz. „Die Sprache der Bibel. Jesus Christus las und schrieb hebräisch. Deutsch konnte er nicht.“

„Pfff! Deutsch, auch die Deutschen von heute können kein Deutsch.“ Der Kellner lachte ein wildes Lachen, klopfte ihm auf den Rücken, dass er fast erstickte und reichte ihm ein paar Kekse.

Oh diese Kneipen, wo die Schwermut dich so süß liebkost, und die Engel plaudern von der Wand klanglose Worte aus Keramik und Licht, und die Musik ist wehmütig, eingetaucht bis über den Kopf in diesen herrlichen Weltschmerz. Alle paar Minuten öffnet sich die Tür geräuschvoll, und alle schauen hin, denn alle warten ihr ganzes Leben nur auf diesen einen, der nie kommt.

Bedächtig trank er den Kaffee mit dem Zimtstengel und gönnte sich ein Stück Mohnkuchen oder ein Stück Quarkkuchen, blätterte mit Betonung im Buch, dass man nicht sage, er lese nicht. Und der neue Kellner rieb sich die Hände an der nassen, weißen Schürze, runzelte die Stirn angesichts der viereckigen Buchstaben und wandte sich zum verlorenen Traum von anderen Kunden.

In einem der mit weißem Holz verkleideten Schränke in seinem Büro war eine einfache Kartonmappe verwahrt, auf der mit schwarzem Filzstift „Liebesbriefe aus Deutschland“ stand. Manchmal las er erstaunt einen neuen Brief, der in seinem Büro angekommen war, und fügte ihn zu den anderen hinzu. Es gab Briefe, die er in seine luxuriöse Wohnung mitnahm, und er las sie, bis der Schlafengel über ihm erschien und versuchte, seinen Groll mit durchsichtigen Flügeln von Barmherzigkeit zu beschwichtigen.

„Hallo, ihr dreckigen Juden,

ihr seid die abscheulichsten Ungeziefer, die es jemals auf der Erde gab, ihr seid Parasiten, man sollte euch als Fraß dem Vieh geben, dass ihr endlich mal zuwas gut seid.

Wir hassen euch, jüdische Schweine! Schade, seid ihr nicht alle bei Adolf verreckt. Jeden von euch sollte man vergiften, vergasen, und zur Sicherheit auch noch mit zehn Kugeln erledigen.“

Zehn Kugeln, nicht neun, nicht acht. Zehn! Ein warmer und trockener Wind wehte durch das Fenster, mit dünnen Fingern von Frische und von schwachen lachenden Stimmen vermischt. Als Fraß dem Vieh geben, vergiften, vergasen, widerholte er laut, wie bei einer staatlichen Zeremonie. Und zur Sicherheit auch noch erschießen, und trank vom herrlichen Rotwein, den er am Donnerstag im „Reichelt“-Supermarkt an der Uhlandstraße gekauft hatte.

Du bist ein abscheuliches Ungeziefer, der einsame Mann, der ein paar Zentimeter unter seiner Haut lebte, lachte laut. Ein Ungeziefer, das kein Ungeziefer-Weiblein hat, und kein Heim. Und er hat keine kleinen Ungezieferchen, die ihm auf dem Schoss sitzen. Schon seit zehn Jahren ziehst du herum, und du hast keine Ruhe. Es ist an der Zeit, die Kisten zu öffnen, und dein einfaches Leben zu leben, bevor der klotzige Kauz an dein Fenster klopft, dich einen Moment lang mit seiner feuchten Nase beschnuppert und dich auf seinem Rücken in einer Kummerwolke entführt.

***

Mit zitternden Händen zog er den neuen Brief aus dem Fax-Gerät.

„Hallo, ich bin Rudiger, Burnholmerstr. 86, Wuppertal, Ruhrgebiet.

Wieder einmal habt ihr der ganzen Welt die Mordsfratze der Juden gezeigt, eine blutrünstige, Kinder schlachtende Fratze! Ich möchte euch von der Tiefe meines Herzens sagen, dass ich euch hasse, ich hasse euch, ich hasse euch, ich hasse euch, ich hasse euch……“

Und so weiter und so fort, in riesigen Lettern, auf mehr als zehn Seiten.

Die Neugierde überkam ihn. Wie tönen Antisemiten? fragte er sich. Dreimal klingelte es, bis jemand antwortete.

„Hallo?“ hörte er eine heisere Stimme.

„Rudiger?“

„Ja“, sagte der freundliche junge Mann fröhlich. „Hallo! Rudiger hier. Wer ist da?“

„Ich bins. Der Jude, dem du ein Fax von zehn Seiten geschickt hast.“

Er folgte ein schwerer und hohler Moment.

Es ist sauer hier, pochte der Mann, der ein paar Zentimeter unter seiner Haut wohnte, von innen an seinen Bauch. Das ist nicht angenehm. Ich sehne mich nach dem Duft der Sonne auf den Fensterläden, nach den Früchten der Maulbeerbäume und der Geigenfeigenbäume, die auf dem Gehsteig verschmiert liegen und sich an die Sohlen kleben wie Stadtkot.

„Hören Sie mich?“ fragte er Rudiger.

Es war nichts zu hören. Nur der Atem des deutschen Burschen, der ängstlich flatterte.

„Ich wollte sagen, dass ich euch trotzigerweise sehr liebe. Ich liebe euch, lieee-be euch“, sagte er in den Hörer mit einer Sanftheit einer guten Tante und legte auf.  

Im Sommer gehe ich nach Hause, dachte er erwartend. Ich werde aus mir hinausgleiten wie ein glänzender Fötus. Ich kaufe mir eine teure Wohnung, mit Blick auf das blaue Meer. Ich werde wieder in der Sprache der Liebe sprechen. Ein neues Leben beginnen.

Jemand sagte einmal: „Es gibt solche, die beneiden dich.“

„Mich?“ fragte er erstaunt.

„Dich“, sagte der Freund. „Die meisten arbeiten schwer daran, eine Einladung zu einem Kongress im Ausland zu erhalten, ein Bruchteil eines Stipendiums, einen Weg, von hier zu fliehen. Und du wanderst seit Jahren gepolstert in den gemütlichen Ländern von anderen Völkern herum.“

Er überlegte sich entgeistert die Worte des Freundes.

Zehn Jahre lang schon besuchte er herrliche Schlösser, schwang Reden auf den Plätzen und promenierte in farbigen Sonntagsmärkten. Seit zehn Jahren spazierte er auf gefrorenen Seen und bunten Städtchen mit Türmchen und Giebel, entlang dem Rhein. „Alaaf!“ schrie auch er mit Tausenden von anderen am Karneval in Februar in Köln. Zehnmal atmete er schon den europäischen roten-goldigen Herbst. Mit eigenen Augen sah er den Herbstkönig, den Herrn Oktober, wie er mit gelben Nikotinzähnen an den Blättern nagt.

Und dort, auf der anderen Seite des Fensters seines Lebens, gibt es kein Chamssin-gelb, kein Meersalz und kein Strandsand, vermischt mit Algen und Muscheln, mehr. Aber die Einsamkeit presst ihr weißes Eulengesicht an die Scheibe und sagt: Du bist weit gereist, Junge. Die Jahre sind vergangen, ein Jahr, noch ein Jahr, und noch ein Jahr, bald bist du alt. Was hast du erreicht in deinem Leben? Sie klopft an die Fensterscheibe mit einem kurzen Bleistift, wie der eines Ladenverkäufers, der die Abrechnung macht. Wohin gehst du, treibst dich herum all die Tage und kommst nie an? Wo ist dein Heim? Frau? Familie? Kinder?

Gib mir noch ein Jahr, ein einziges Jahr, bettelt er. Ich werde des morgens aufstehen und ein ganz anderer Mann sein. Du bist ein Lügner, sagt sie, schüttelt den Kopf mitleidig und verschwindet wieder in das Land der Geister.

Kisten öffnen sich und schließen sich.

Ein Flugzeug brachte ihn in ein pittoreskes Viertel, in eine Straße, an deren Name er sich nicht erinnern kann. Aus den Fenstern kam goldenes Licht, und er pflegte Petunien in großen Blumenkästen auf dem Balkon und träumte davon, so eine Wohnung in Tel-Aviv zu kaufen. Ganz genau so eine. Er wird suchen, bis er eine findet, im Rothschild-Boulevard, oder vielleicht im Ben-Zion-Boulevard, oder im Ben-Gurion-Boulevard in Richtung Meer. Eine Wohnung, die mit Liebe erfüllt sei, mit einem prächtigen gotischen Wohnzimmer und Glockengebimmel und Licht- und Wassersplitter.

„Hier wohnen Sie“, sagte man ihm. „Öffnen Sie den Mund weit auf und sagen Sie: Schalom, mein Heim.“

„Schalom, mein Heim“, sagte er, aber das Haus antwortete nicht.

Denn während all dieser Jahre hatte er viele Adressen, aber ein Heim hatte er nicht.

Wie zwei gute Zwerge stehen Mama und Papa auf dem Gehsteig und verabschieden sich von ihm, als er sich auf den Weg zum Flughafen macht. Der Abschied schmerzt sie, auch ihn schmerzt er. Er fühlt, wie der Schmerz sich hinter den dreien schleppt wie eine Leine.

„Gott behüte dich, mein Sohn“, sagt der Vater. „Gott hebe sein Angesicht über dich und sei dir gnädig.“ Und er legt eine schwere Hand auf seinen Kopf. „Wenn mein Vater – selig sei sein Angedenken – leben würde“, er kämpfte mit seinen Gefühlen, „wäre er glücklich, dass du unserem Staat große Ehre bereitest, dass du unter den fremden Völkern – ihr Name soll ausgelöscht sein – ohne Furcht weilen und unseren Staat beschützen wirst. Mein Sohn, nur einen Staat haben wir, einen ganz kleinen.“ Sein Vater hatte Mühe, seine Gefühle auszudrücken.

„Wir haben viele Feinde.“ Seine Mutter ist ganz zerknittert vor lauter Trauer, ihre Fäuste zusammengepresst; eine kleine Frau, voll von Abschiedsschmerz. Ihr Sohn fährt weit weg. „Nimm ein Bonbon“, sagt sie unwillkürlich. In Momenten des Abschieds verliert sie die Beherrschung. „Nimm eine Frucht!“ Sie zückt aus ihrer Tasche einen Pfirsich oder eine Banane. „Iss was, bevor du fährst.“ Sie schreit und weint. „Iss Proteine, damit du stark wirst! Du baust jetzt Knochen!“ Sie zittert, und ihr Haar ergraut vor seinen Augen. „Ich halt es nicht aus, mein Kind, ich halt es nicht aus, dass du gehst.“ Sie sucht die Hand ihres Mannes.

„Genug, Frau, genug.“ Der Vater steht still auf dem Gehsteig. Sie winken ihm zum Abschied mit den Händen, als das Taxi wegfährt. Wie zwei verlorene Kinder stehen sie dort auch noch, als das Taxi schon verschwunden ist.  

Und er sitzt dort aufrecht und erstarrt, im Augenwinkel sieht er sie noch, wie sie dort stehen und warten, zwei traurige und verlassene Menschen auf einem finsteren Gehsteig. Und erst nachdem das Taxi in die Weizmannstraße einbiegt, und von dort durch die Häuserblocks der Armenviertel fährt, erlaubt er sich zu weinen. Er weint jedes Mal das verächtliche Weinen des Abschieds. Leute in daneben herfahrenden Autos schauen ihn verblüfft an, ein junger Mann weint am Fenster des Taxis. Warum tu ich ihnen das an, beschimpft er sich jedes Mal wieder. Warum tue ich es mir an. Und jedes Mal hat er so grässliche Angst. Er zittert vor Angst: Davor, dass es das letzte Mal sein könnte.

***

Und wenn er seine Sachen in der großen Wohnung mit der hohen Decke in der fremden Stadt, die nie sein Heim sein wird, auspackt, packt ihn ein ungestümer Schmerz zwischen den Rippen.

Ein dünner Schmerz, fast süß, eingetaucht in ein wunderbares und melancholisches Mittel.

Der Schmerz der Sehnsucht.

Sehnsucht nach dem kahlen, asphaltigen, gelben, zerblätternden Tel-Aviv, dem Tel-Aviv des Sand-, Algen- und Muschelgemisches, dem Tel-Aviv der Wüste, der Häuserblocks, der Chamssine, dem Tel-Aviv von Ibn-Gabirol, Frishman, Rothschild, Massarik, Rabin-Platz, Allenby, King George, dem Tel-Aviv der Straßenbänke, der Maulbeerfeigen, Sehnsucht nach der lärmigen, überfüllten, heruntergekommenen, unendlichen, hässlichen, einsamen, verlassenen und wunderbaren Stadt, wo eines Tages sein Heim stehen wird.

Jonathan ist ein israelischer Diplomat in Deutschland. Auszug aus einem Spionageroman von Yossi Avni Levy.

Uri Shani ist in der Schweiz geboren und lebt seit 35 Jahren in Israel. Er ist professioneller Übersetzer für Literatur aus dem Hebräischen ins Deutsche. Sein "Übersetzer-Credo" könnt ihr im Link nachlesen:

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Rosebud
Rosebud
3 Jahre

Super! A propos Sehnsucht, es ist denke ich, nicht nur eine oertliche, sondern auch eine zeitliche. Wie sagt M zu James Bond in Casino Royal: „manchmal vermisse ich den Kalten Krieg’…

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